Iquique – zwischen Pazifik und Atacama.

Iquique war nicht die erste Wahl für den Abschluss unserer Reise und auch auf den ersten Blick wirkt die Stadt eher wie ein spanisches Pauschaltouristennest. Aber wie so oft täuscht der erste Eindruck. Iquiquie ist doch etwas Besonderes, liegt die Stadt doch wie eingeklemmt zwischen dem weiten Pazifik und einer riesigen Sanddüne, der Gran Dragon. Dahinter nichts als die endlos scheinende Atacama-Wüste. Das macht auch den Reiz dieser Stadt aus.

Unsere Unterkunft, das Pampa Hotel liegt gleich um die Ecke der mit historischen Holzhäusern aus der Salpeterzeit gesäumten Fußgängerzone Paseo Baquedano und führt vom Playa Cavancha direkt zum Plaza Arturo Prat mit seinem Uhrturm Torre Reloj. Hier befindet sich auch das touristische Zentrum der Stadt mit den meisten Restaurants, Bars und Cafés und natürlich auch Souveniergeschäfte und Touranbieter. Es ist jedoch wenig los, fast schon etwas zu wenig, was entweder an der Nebensaison oder an den Demonstrationen für die Reform der Verfassung liegt, oder vielleicht ein bisschen an beiden.
Wir genießen erstmal unseren Strandspaziergang entlang der Promenade zum Playa Brava natürlich mit anschließenden Mojito in einer der Strandbars – Sundowner inklusive 😉

Fotos © Peter Schwarzott

Nebenbei, wer nachts aus dem Bett geworfen wird, sollte sich nicht wundern. Erdbeben sind in Iquique keine Seltenheit. Trotzdem sind wir kurz mal etwas verdutzt, als unser Bett einen Satz zur Seite macht, aber nach dem keine Tsunami Warnung gegeben wird, drehen wir uns kurzerhand wieder um und schlafen weiter.

Die Geisterstadt Humberstone

Bevor wir unseren Mietwagen retour geben, machen wir am nächsten Tag noch schnell einen Ausflug zur verlassenen Siedlung Humberstone mit Ihrer Salpetermine Santa Laura. Salpeter, früher ein unbezahlbares Gut, konnte Anfang des 20. Jahrhunderts synthetisch hergestellt werden. Dadurch verloren die Mienen, um die noch ein Jahrhundert zuvor erbittert Krieg geführt wurde, an Bedeutung und wurden schließlich verlassen. Seitdem rosten diese Ungetüme in der Wüste vor sich hin. In Humberstone, eine Siedlung der Mienenarbeiter, kann man einen sehr guten Eindruck von den damaligen Lebensumständen bekommen. Große Bereiche der Stadt sind noch sehr gut erhalten, so wie die Kirche, das Theater oder der Lebensmittelmarkt. Das Schwimmbad oder das Hotel haben es leider nicht so gut überstanden. In jedem Fall ist die mittlerweile als UNESCO Weltkulturerbe bekannte Geisterstadt einen Besuch wert.

Fotos © Peter Schwarzott

Heimreise mit Hindernissen.

Heimflug Storniert
Your Flight is cancelled

Zurück in Iquique wollen wir noch schnell unsere Postkarten aufgeben. Auf dem Postamt wird uns allerdings erklärt, dass das nicht möglich ist, da der Postverkehr zwischen Chile und Europa aufgrund von COVID 19 eingestellt ist. Natürlich haben wir durch die Medien über die steigenden Coronazahlen in Europa erfahren, aber dass die Situation tatsächlich so ernst ist, dass es keinen Postverkehr mehr gibt, hat uns dann allerdings doch etwas überrascht.
Und dann am nächsten Tag bekommen wir auch schon eine SMS, dass unser Rückflug gestrichen wurde. ERSATZLOS, es gibt seitens IBERIA keine Möglichkeit umzubuchen, keine weitere Informationen oder Support.
Die restlichen zwei Tage unserer Urlaubs versuchen wir bei Iberia irgendjemanden zu erreichen, es gab nämlich rund vier Stunden vor unseren stornierten Flug noch einen Iberia Flug von Santiago nach Madrid, der durchgeführt wurde. Aber leider weiß man oft erst in einer Notsituation wie gut oder schlecht eine Fluglinie ist, sowohl Isabel, unsere Gastgeberin, natürlich wir selbst und sogar unser Zimmermädchen versuchen über mehrer Stunden bei Iberia jemanden zu erreichen, völlig erfolglos…

Es bleibt uns schließlich nichts anderes übrig als einen neuen Flug nach Madrid zu buchen. Man könnte sagen, Glück im Unglück. Wir wären sowieso am Wochenende nach Hause geflogen. Auf der anderen Seite, mal schnell Last Minute einen Flug nach Europa buchen, und dann auch noch einen der letzten Flüge für eine lange lange Zeit, das schmerzt wirklich in der Geldbörse. Aber aus den Nachrichten wissen wir mittlerweile, dass nächste Woche mit 19. März der Wiener Flughafen gesperrt wird. Also entweder jetzt heim oder auf unbestimmte Zeit in Chile bleiben. Wie sich später herausstellt, war es wohl die richtige Entscheidung abzufliegen. Auch wenn Chile zu diesem Zeitpunkt 14 gemeldete Coronafälle hat und Europa Hotspot der Pandemie ist.

In Madrid können wir mit dem ursprünglich gebuchten Iberia Flug weiter nach Wien fliegen. Nur das CheckIn auf diesen Flug sollte noch eimal eine Herausforderung werden. Das funktioniert nämlich nicht, wenn man nicht auch den vorherigen Flug genommen hat – nur wie soll das gehen, wenn dieser Flug storniert wurde …
Der Flughafen Madrid gleicht dabei schon fast einer Geisterstadt. Die Geschäfte sind alle geschlossen, aber wir wären nicht in Spanien würden wir nicht wenigstens ein erfrischendes Estrella bekommen. Auf der Anzeigetafel sehen wir, dass wir einen der letzten Flüge haben, die Madrid noch vor dem Lockdown verlassen – na dann Prost 😉

Tatsächlich haben wir es nach Hause geschafft. Die letzten zwei Tage haben wir nicht immer daran geglaubt. Wenig überraschend, bei unserer Ankunft in Wien wird bei uns weder Fieber gemessen noch, werden wir gefragt wo wir herkommen. Willkommen in Österreich 🙂
In der anschließende 14-tägige Heimquarantäne blieben wir vollkommen freiwillig. Eine Ausnahme, denn vorgeschrieben war dies noch nicht. Und wenn man im Fernsehen die Berichte von Touristen sieht, die im Hotelzimmer unter Quarantäne stehen, oder noch schlimmer, auf der Straße landen, weil alle Hotels schließen müssen, sind wir froh daheim zu sein und das bestärkt uns auch darin, dass es zwar eine kostspielige, aber richtige Entscheidung war, Last Minute nach Hause zu fliegen.

Freiwillig mit Iberia fliegen wir jedoch sicher nicht mehr. Erst nach Intervention des Konsumentschutz zeigte sich Iberia ein halbes Jahr später immerhin bereit, den anteiligen Ticketpreis für den stornierten Flug von Santiago nach Madrid zu erstatten. Was angesichts der zusätzlich entstanden Kosten durch den Last Minute gebuchten Rückflug jedoch eher ein Tropfen auf den heißen Stein ist und nur ein Bruchteil dessen, was uns laut EU-Fluggastrechten zustehen würde. Die vielgerühmten Ansprüche aus den Fluggastrechten interessieren IBERIA scheinbar jedoch recht wenig. Ich könnte sie ja klagen, Gerichtsstand Madrid…

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